*karl heinz seifert & werner stangl: Einstellungen zur Berufswahl und beruflichen Arbeit (EBwA-HS) *

Der EBwA-Fragebogen für Hauptschüler dient zur Messung der berufswahlbezogenen Einstellungen bei Hauptschülern und Schülern des polytechnischen Lehrganges, d.h. eines wichtigen Teilbereiches der Berufswahl und Laufbahnreife. Das Konzept der Berufswahl bzw. Laufbahnreife (career maturity) definieren wir als Fähigkeit und Bereitschaft zur Inangriffnahme und effektiven Bewältigung der phasentypischen beruflichen Entwicklungsaufgaben, z.B. der Aufgabe, sich für einen bestimmten Beruf oder eine bestimmte Laufbahn zu entscheiden (Seifert 1983, 1984).

Das Verfahren basiert auf dem von J.O. Crites (1978) im Rahmen der Laufbahnentwicklungstheorie von D.E. Super entwickelten Modell der Laufbahnreife im Jugendalter. In diesem Modell werden u.a. vier Gruppenfaktoren der Laufbahn-(wahl)reife unterschieden: die Prozeßfaktoren der Laufbahneinstellungen und der Laufbahnkompetenzen und~ die inhaltlichen Faktoren der Konsistenz und der Realitätsgemäßheit der beruflichen Wahlen. Entsprechend diesem Modell besteht der von Crites zur Messung der Prozeßfaktoren entwickelte Career Maturity Inventory (1) aus der CMI-Attitude Scale und (2) aus dem CMI-Competence Test.

Der EbwA-HS-Fragebogen stellt eine Adaptation bzw. Neukonstruktion der CMI--Attitude Scale dar. Er unterscheidet sich von dem amerikanischen Vorbild (a) durch die Formulierung der Items (die Mehrheit der Items mußte neu konstruiert werden) und (b) durch das Antwortformat (4-stufige Likert-Skalen anstelle eines dichotomen Antwortformates).

Das Verfahren kann für folgende Zwecke eingesetzt werden:

Bei der beruflichen Einzelberatung ist der Einsatz des EBwA-HS-Fragebogens in der Regel mit der Verwendung anderer, berufs- oder studienwahlrelevanter Verfahren zu kombinieren.

  

Literatur

Der Fragebogen Einstellungen zur Berufswahl und beruflichen Arbeit (EBwA-HS). diagnostica 1986, 3, 153-164. (gemeinsam mit Karl Heinz Seifert) (pdf 56 KB)

Im Rahmen von Untersuchungen zur Berufswahlreife von Hauptschülern wurde im Anschluß an die Attitude Scale des Career Maturity Inventory von Crites ein Fra-gebogen zur Messung der berufwahlbezogenen Einstellungen (EBwA-Fragebogen) entwickelt. Bei der Anwendung und teststatistischen Uberprüfung des Verfahrens bei 580 Schülern der 8. und 9. Schulstufe konnten sowohl für die Gesamtskala wie für die vier Subskalen befriedigende bis akzeptable Kennwerte ermittelt werden. Die Konstruktvalidität konnte durch überwiegend erwartungsgemäße Zusammenhänge mit verschiedenen Indikatoren der Berufswahlentwicklung bestätigt werden. Bei der Uberprüfung der kriterienbezogenen Validität ergaben sich psychologisch überzeugende Beziehungen mit Variablen der Berufswahlsituation und des vorbe-ruflichen Verhaltens.

On the basis of the model of career maturity in adolescence and the Attitude Scale of the Career Maturity Inventory (Crites) an inventory for measuring the vo-cational choice attitudes of students of compulsory general secondary schools was developed. The so-called „EBwA-Fragebogen" comprises the following dimen-sions: (I) certainty/decisiveness, (Il) involvement and orientation in career decision making, (III) readiness for information-seeking and vocational flexibility, and (IV) ini-tiative and autonomy (independence) in vocational choice preparation. Statistical test analyses on the results of 580 students of grade 8 and grade 9 yielded satisfying values. The construct validity couid be confirmed by significant correlations with se-veral construct-related indices. In testing the criterion-related validity, psychologi-cally convincing relationships with variables of the vocational choice situation and of prevocational behavior couid be found.


Günter Ratschinski (Universität Hannover) hat 2014 in einer Untersuchung zu Berufsorientierungsmaßnahmen ein neues Konzept entwickelt, das die Berufswahlbereitschaft und -fähigkeit als Metakompetenz aus Identität, Adaptabilität und Resilienz ableitet. Dabei wurden auch die Skalen des EBwA in der Untersuchung verwendet. Dazu heißt es im Abstract zu dem im Online-Fachjournal für Berufs- und Wirtschaftspädagogik veröffentlichten Artikel:

Berufsorientierungsmaßnahmen sollen Jugendlichen berufliche Optionen nahebringen, Kenntnisse über die eigenen Stärken vermitteln und Zukunftsplanungen und Berufsentscheidungen erleichtern. Für diese Zielsetzungen hat sich in Deutschland das Konzept Berufswahlkompetenz etabliert. Es ist die moderne Variante der Berufswahlwahlreife, die Super 1955 als Index für den beruflichen Entwicklungsstand Heranwachsender einführte. Die bisher vorgeschlagenen Modelle der Berufswahlkompetenz nutzen Skalen und Konzepte der klassischen Reifetheorie und re-arrangieren sie zusammen mit neueren Konzepten vornehmlich zu umfassenden Fragebogenbatterien. In diesem Beitrag wird das Konzept der Berufswahlkompetenz als hierarchisches System der Metakompetenzen Identität, Adaptabilität und Resilienz definiert und in einem ökonomischen Screening-Verfahren operationalisiert. Die Wahl der Metakompetenzen macht das Verfahren anschlussfähig an den internationalen Fachdiskurs und lässt Parallelen zu vergleichbaren Konzepten der Employability und Adaptability zu.

Download des gesamten Artikels: http://www.bwpat.de/ausgabe27/ratschinski_bwpat27.pdf (15-02-26)

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